Die evangelische Pfarrkirche in Goddelsheim

 

Goddelsheim ist Mittelpunkt des „Goddelsheimer Feldes", einer Kleinlandschaft der Waldecker Hochfläche. Bronzezeitliche Funde belegen die frühe Besiedlung. Fränkische Reihengräber nahe der Pfarrkirche lassen auf die Bedeutung des Ortes in frühgeschichtlicher Zeit schließen. Seit 888 ist Goddelsheim zu Corvey gehörig. Dieser Besitz führte 1189 zur Gründung eines Benediktinerinnenklosters, das aber schon 1223 nach Schaaken östlich von Goddelsheim verlegt wurde. Die enge Verbindung zur Kirche blieb aber, als diese 1236 dem Kloster Schaaken inkorporiert wurde. Drei adelige Güter, von denen das Gut derer von Gaugrebe befestigt war und „Burg" genannt wurde, bestanden noch 1738. Bis Ende des 18. Jahrhunderts wurde in Goddelsheim Kupfer- und Silberbergbau betrieben. Heute ist der Ort Verwaltungssitz der Großgemeinde Lichtenfels. Aus all dem wird die Mittelpunktsbedeutung Goddelsheims seit frühester Zeit deutlich. So ist es verständlich, dass am Nordostrand des Dorfes in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts eine große Wehrkirche in Form einer dreischiffigen romanischen Basilika errichtet wurde. 1773 brannte sie durch Blitzschlag vollständig aus. Nur das Mauerwerk von Chor, Mittelschiff und Turm blieb erhalten. Zehn Jahre dauerten dann die Wiederaufbauarbeiten. Die Seitenschiffe wurden nicht wieder errichtet. Außen stellt sich die Kirche heute folgendermaßen dar: Auf den quadratischen Ostchor mit Walmdach folgt das höhere Schiff mit Satteldach und Fachwerk im östlichen Giebel. Die Fenster im Chor und Schiff sind rundbogig und groß. Der Westturm hat einen quadratischen Grundriss und ist nicht wesentlich höher als das Schiff. Er wurde mit einer schönen barocken Haube gekrönt. Sie ist verschiefert und hat eine achteckige Laterne mit hohem Zwiebelhelm. In das Innere der Kirche gelangt man durch eine leicht spitzbogige Tür an der Nordwand des Turmes. Der Eingang an der Nordseite des ehemaligen Mittelschiffs ist durch die Öffnung einer Rundbogenarkade eines ehemaligen Seitenschiffs entstanden. An den zugemauerten Seiten des ehemaligen Mittelschiffs sind die Ansätze zu den Wölbungsbögen des Seitenschiffs noch zu erkennen. Die Rundbogenarkaden sind bis auf Lichtöffnungen im Bogenfeld zugemauert. Der Innenraum der Kirche zeigt nur noch wenig vom romanischen Ursprung. Im Kirchenschiff sind Gewölbeträger in Höhe des ursprünglichen Gewölbeansatzes erhalten. Auch die zwei Joche des Schiffes sind noch zu erkennen. Im Übrigen überwiegen die Veränderungen. Vom Turmraum wurde der Ostteil in das Schiff einbezogen. An Stelle des Gewölbes wurde eine Flachdecke eingezogen. Beherrschend sind die umlaufenden Holzemporen, die dem Innenraum eine klassizistische Note geben. Sie wurde 1782 von der Bergwerkgesellschaft gestiftet. Das Bergwerksemblem Schlägel und Eisen und das Monogramm der Gesellschaft wurden am Westteil der Empore angebracht. Im Chorraum sind auf Holzsäulen stehende Arkaden allseitig eingebaut. Sie verdecken das dahinter befindliche Gestühl. Altar und Kanzel haben eine schlichte Form. Alle Holzeinbauten sind wohltuend mit graublauen Farbtönen gestrichen.